British Columbia 2

Diesen Bericht muss ich mit einer Lobeshymne beginnen - auf eine Dienstleistung BC’s, die sich «Recreation Site» nennt. Diese einfachen Campingplätze des «Forest Service» liegen meist wunderschön (abgelegen), verfügen über WC’s, Picknicktische, Feuerschale, manchmal sogar Feuerholz und sind - Gratis!
Sie erleichtern uns die Nachtplatz-Suche ungemein und sind verantwortlich für so manch gemütlichen Campfire - Abend. DANKE.
Rec Site am Helen Lake... nicht minder schöner Platz am Crystal Lake

Dinner für 4 - Aus dem Yukon kommend, reisen wir erneut in die Provinz BC. Erstes Ziel ist der Boya Lake. Hier haben Regula und Dänu bereits den schönsten Platz ausgesucht und wir dürfen uns direkt neben sie stellen. Im glatten See spiegelt sich die sanfte Abendstimmung, derweilen wir den Inhalt unserer beiden Kühlschränke zusammenschmeissen. Bei Bier, Popcorn und dem Austausch von (Lebens-) Geschichten vergessen wir das Kochen aber beinahe und es ist schon dunkel, als wir uns auf die Köstlichkeiten stürzen. Trotz empfindlicher Kälte plaudern wir bis sich das Himmelszelt dunkel funkelnd über uns ausbreitet.
unterwegs auf dem Cassiar Highway spiegelglatter Boya Lake auf dem Pass Schwarzbären

Noch mehr Schweizer - Unser Tagesziel heute ist Hyder in Alaska. Dieses erreichen wir über den anfangs abwechslungsreichen Cassiar Highway. Bald ändert sich aber die Szenerie; mit gewaltigem Aufwand werden in diese bergige Abgeschiedenheit Strommasten eingepflanzt. Immer wieder Lastwagen, Helikopter, Baracken. Nichtsdestotrotz ist die Gegend wenig besiedelt und bis Steward zählen wir rekordhafte 9(!) Schwarzbären.
Am Clemens Lake findet sich ein Schlafplatz und wir staunen nicht schlecht, als da gleich zwei Reisemobile mit CH-Kennzeichen stehen. Ein grosses Hallo und das Austauschen des Wichtigsten folgen. Dann ein warmes Znacht und ab in die Heija. Morgen müssen wir früh raus.

Abstecher in die USA - Da Hyder nur von Kanada her zu erreichen ist, findet keine Grenzkontrolle statt und unser (hoffentlich!) 3-monats US-Visa wird noch nicht angebraucht. Wir können den Abstecher also wagen.
Als der Wecker um 5 Uhr morgens klingelt, fühlt sich das fast wie zu Hause an. Es ist ungemütlich kalt und stockdunkel. Wir haben aber einen guten Grund doch aufzustehen. Am Fishcreek in Hyder lassen sich, von einem Steg aus, Bären beim Lachsschmaus beobachten. Diesen geniessen sie bevorzugt in den frühen Morgenstunden. Also raus aus den Federn, das wollen wir uns nicht entgehen lassen!
wieder hat Morgenstund Gold im Mund

Vom Warten - Bereits um sechs Uhr morgens finden wir uns bei besagtem Ort ein. Nicht etwa alleine. Unzählige Fotoverrückte mit den teuersten Objektiven haben sich schon installiert - ausgerüstet gegen jede Art Wetter. Das Flüsschen dümpelt vor sich hin, die meisten Fische mehr tot als lebendig. Die unzufriedenen Möwen streiten sich auch hier, obwohl sie doch im Fressparadies sein müssten. Wir schauen dem Todeskampf der Lachse zu, suchen die Gegend nach Bären ab. Genau wie alle anderen. Genau wie alle anderen entdecken wir nichts.
Umso grösser die Freude, als auch unsere Berner Reisegspändli eintreffen. Mit ihnen schauen wir noch etwas, währendem der Tag langsam erwacht. Dann haben wir genug von der Warterei und gehen zusammen auf Piste!
Der zweite Grund Hyder einen Besuch abzustatten ist der Salmon Glacier. Über eine ruppige Piste erreichen wir das Gebiet. Aussichtspunkte lassen die Schönheit des Eisfeldes erahnen und der Blick von ganz oben ist schlicht umwerfend. Komisch nur, dass es hier oben von Mücken wimmelt…
Eisblau... aufgetürmtes Eis eindrückliche Dimensionen... Salmon Glacier Gletscherspalten wir fühlen uns ganz klein

Ausdauer - Zurück zu den Bären. Diesmal nehmen wir unseren Mut zusammen und folgen dem Tipp der Schweizer vom Clemens Lake. Durch den Wald wandern wir zu einer kleinen Brücke, die sich ebenfalls über den Fishcreek spannt. Auch hier tummeln sich die Lachse. Nicht aber die Menschen.
Wir warten. Nur, dass sich das Warten nicht so anfühlt. Wir haben uns eine Menge zu erzählen und vergessen fast wieso wir hier sind;) Den Schwarzbären entdecken wir dann aber doch noch. Er verhält sich genauso, wie wir es uns ausgemalt haben: wenige Meter entfernt von uns, beginnt er mit dem Fischen, läuft dann unter der Brücke und somit unter uns hindurch und lässt sich auch auf der anderen Seite viel Zeit. WAU!
Kurz später taucht gar noch ein zweiter Bär auf und überzeugt uns davon, dass sich das Warten lohnt. Kälte und Regen trotzen wir, verschieben gar das Nachtessen. Und wieder haben wir Glück. Auch eine Bärin mit ihrem Jungen holt sich einen Snack. Voller Tatendrang beschliessen wir in Hyder zu übernachten, um vielleicht auch noch einen Grizzly zu sichten. Regula und Dänu zieht’s noch am gleichen Abend weiter - wir sollen sie wiedersehen.
mit Anlauf... ... erwischt! mit Fingerspitzengefühl wird der Leckerbissen... ... vertilgt erneuter Versuch... ... erfolgreich? augenscheindlich ja! Mama mit Kleinem

Regentag - Nicht ganz so früh, wie am vorherigen Tag klappern wir die beiden Hotspots ab und lernen dabei zwei weiterer Paare mit Landcruiser kennen. Auch mit ihnen unterhalten wir uns nett, beim Warten jedoch, sind wir nicht mehr ganz so ausdauernd. Es ist regnerisch und kühl. Wir setzen uns ein Zeitlimit und geben auf, als kein Tier auftauchen will.
In der Geisterstadt Hyder entdecken wir bei der Durchfahrt einen grossen Schwarzbären, der um die Häuser schleicht, dann fahren wir zurück nach Kanada, wo wir problemlos wieder einreisen dürfen.
hübsches Café ... mit integriertem Toaster-Museum wir feiern den 100sten Reisetag

Kunsthandwerk - In Kitwanga verlassen wir den Cassiar Highway und kosten ein erstes Mal Banook. Zwei First Nation - Frauen betreiben den Stand am Strassenrand und haben Zeit für einen Schwatz. Das Gebäck mit Zimtzucker mundet und erinnert sehr an unsere Berliner.
In Kispiox lassen sich rund ein Dutzend Totempfähle aus der Nähe betrachten. Sie werden von unten nach oben gelesen; vom soliden Sockel, auf dem das ganze Gewicht ruht, bis zur Figur an der Spitze, die zum Himmel und auf unbegrenzte Möglichkeiten deutet. Sie erzählen die Geschichten einer Familie oder eines Stammes. Die Präzision der Schnitzarbeiten ist beeindruckend, die Figuren ausdrucksstark.
Holzkirchen in Kitwanga Totempfähle in Kispiox ausdrucksstark... ... und detailreich

Dabei - Wir fahren an den Fluss in Kispiox und schauen dem bunten Treiben am Wasser zu. Immer mehr First nation - Angehörige treffen ein, zum Fischen oder einfach schauen, wer so da ist. Es herrscht eine friedliche Stimmung, der Abend legt sich über die Gewässer und wir beschliessen zu bleiben.
Am kommenden Morgen dann, werden wir von William, einem älteren First Nation, besucht. Wir unterhalten uns über das Weltgeschehen. Erfahren vieles aus seinem Leben und freuen uns über sein Interesse an unserer Reise.

Bei den Gitxsan - Weiter nach Hazelton. Hier besuchen wir das «Ksan Indian Village». Im rekonstruierten Gitxsan Dorf lernen wir die Kultur des «Volkes vom Fluss im Dunst» kennen. Eine junge Gitxsan führt uns herum und beantwortet Fragen. Mehrere Longhouses sind auf dem Areal in Flussnähe angelegt. Im Fireweed House, dem Schatzhaus, betrachten wir Insignien, wie zeremonielle Decken und Roben, Masken, Kopfschmuck und Rasseln, welche bei den wichtigsten Ereignissen getragen wurden. Besonders schön ist ein mit Seeohrmuscheln verzierter und Adlerfedern gefüllter Kopfschmuck, aus dem die Federn zu Boden gleiten, wenn der Häuptling den Kopf bewegt.
Im Wolf House, dem Haus für traditionelle Feste, erfahren wir, dass viele Rechte und Pflichten, die bei der Geburt, der Pubertät, der Hochzeit oder dem Tod ererbt werden, durch das System der traditionellen Feste aufrechterhalten und bestätigt werden. Nur wer seinen Platz verdient hat, darf teilnehmen. Die «yukw’s» dauern unterschiedlich lange und es werden dabei Essen, sowie alle materiellen Güter geteilt.
Im Frog house, dem Haus der entfernten Vergangenheit, steht das Leben des Gitxsan Volkes vor dem Sesshaftwerden im Mittelpunkt. Bis zu 60 Personen wohnten im Winter hier und verteilten sich im Frühling und Sommer wieder auf ihre Zelte.

Das Ksan Indian Village ist aber nicht nur ein fantastisches Museum, es ist auch eine Lehrwerkstatt. Junge Gitxsan haben hier die Möglichkeit das Holzschnitzen oder die Technik des Seidensiebdruckes zu erlernen und so dazu beizutragen den Reichtum des kulturellen Erbes zu bewahren.
traditionelle... ... und erfolgreiche Art zu fischen in Morristown

Westernfeelings - Über Smithers nach Williamslake. Die Landschaft jetzt wieder trocken und staubig fast. Schwarze Kühe und Pferde, wo das Auge hinfällt. Immer wieder Cowboys.
Wir finden einmalig schöne Rec Sites an einsamen Seen, wehren uns lautstark gegen vermeintliche Bären, nur um festzustellen, dass es sich um durstige Kühe handelt, die Seewasser saufen wollen. Das Wetter spielt manchmal mit, manchmal ist es aber auch bereits herbstlich kühl. Ja, der Süden ruft!
Etwas wollen wir uns aber nicht entgehen lassen. In Barrière, einem kleinen Kaff, findet in Kürze ein Rodeo statt. Dafür warten wir doch glatt einen Tag. Es soll sich mehr als lohnen.
bester Kaffee in Kanada... ... frisch gemahlen mit unserer japanischen Kaffeemühle unsere Partybeleuchtung;) klein, aber fein wohnen wir

Volksfest - Zusammen mit Regula und Dänu und zwei weiteren Freunden von ihnen besuchen wir das Fest. Das anfangs schöne Wetter ändert sich bald, wird gewittrig und nass. Ganz untypisch für diese trockene Gegend. Das Spektakel bei den verschiedenen Pferdewagen - Rennen dafür umso grösser! Es spritzt in alle Himmelsrichtungen und oft droht ein Wagen zu schlingern.
Gemütliche Volksfeststimmung herrscht, es trifft sich Hinz und Kunz, Kinder tollen umher. Viele haben sich in Cowboy - Outfits geworfen. Vermutlich nur für diesen Tag. Bei anderen scheint es echt, nicht aufgesetzt. Burger, Fries und Ice Cream werden geschlemmt, in noch grösseren Portionen als sonst. Stolz treten auch schon die Kleinsten zu verschiedenen Wettbewerben an, kräftig unterstützt vom Publikum. Manchmal auch um Trost zu spenden, etwa wenn das gute Tier bockt, oder partout nicht um das Fass galoppieren will.
Unbestrittenes Highlight dann «die härteste Sportart der Welt», das «Bull Riding». Eindrücklich anzusehen die geballte Kraft der Stiere, nicht aber zimperlich, wie sei nach getaner «Arbeit» wieder eingefangen und aus der Arena getrieben werden…
am Tag vor dem Spektakel kleine Cowboys... ... grosser Cowboy in Reih und Glied... ... herausgeputzt Spektakel im Schlamm rasante Fahrt... ... ein Blick zurück höchste Anforderungen an Tier und Reiter Galoppgalopp keine zu klein Disziplin Rindereinfangen und noch einmal die härteste Sportart der Welt... ... Bull riding in hohem Bogen... ... der Clown muss sich oft in Sicherheit bringen ein weiteres Wagenrennen... ... voller Action Cowboys unter sich

Abschiedsessen - Auf einer fotogenen Nebenstrasse nach Merritt, dann mit Regula und Dänu auf Schlafplatzsuche. Noch immer ist das lange Wochenende des Labor Day und wir somit nicht die einzigen, die unterwegs sind. Manch einer hat für die paar Tage all seine Spielsachen dabei. Neben meterlangem Wohnmobil und nur wenig kleinerem Zweitauto, nicht selten auch Quad, Kanu und Velo. Da sind wir richtig bescheiden unterwegs!
In der Gegend befinden sich viele Rec Sites, sie sind aber ziemlich gut ausgelastet (Grund siehe oben). Also halten wir die Augen noch etwas besser offen und werden fündig. Ein Kiesplatz direkt am See mit vorgelagerter Insel gefällt. Nach etwas Hin und Her haben beide Autos Platz und wir widmen uns den schönen Seiten des Lebens. Zur Feier des Tages packen wir zum ersten Mal unseren chicen Bambustisch aus - da aperölet es sich noch besser.
Als die Sonne entschwindet, zieht ein fieser Wind auf, weshalb wir das Essen in die Kabine der beiden anderen verlegen. Eng aber gemütlich. Und wieder wird’s spät.
Richtig traurig verabschieden wir uns am nächsten Morgen.
DANKE für die schöne Zeit, Regula und Dänu! Hebet's guet in Hawaii und auf bald!
fotogene Fahrt nach Merritt... ... immer wieder stoppen wir perfekt für uns 4!

Unser nächster Stopp ist die Grossstadt Vancouver. Ob wir nach all der Naturerlebnisse noch klar kommen in der hektischen Stadt - im nächsten und Kanada-letzten Bericht.

Marcel, Olga & Nikita

2014-10-13 21:08:34

Hallo ihr 2!!! supper euer Bericht. Wir sind ganz neidisch - so viele Bären habt ihr gesehen. Und ich liebe Chuckwagen race. Das muss lusting sein im Schlamm. Der Artikel und die Fotos im lonly planet sind fantastisch.
Vielen herzlichen Dank und ganz liebe Gruesse
paps & Co

Simone

2014-10-15 15:30:33

Hallo ihr Zwei! Ich verfolge schon seit Ende August eure Homepage und warte bis ihr endlich von Fish Creek schreibt... :) Wir haben uns dort am Titan Creek ganz kurz getroffen (meine Eltern, mein Mann und ich aus Österreich) und haben wohl nur ganz knapp den jungen Schwarzbären mit seiner Mama verpasst! :( Jedenfalls find ich eure Reise toll und wollte euch hier ein paar Grüße hinterlassen und euch noch viel Spaß auf eurer weiteren Tour wünschen! Genießt es und lasst es euch gut gehen! Alles Liebe! Simone

Rene Mehmann

2014-10-15 16:28:27

Hallo Kanadier & Amerikaner
Eure Berichte und Fotos sind immer wieder faszinierende Leckerbissen, die wir regelmässig geniessen. Neben den Bären beeindruckten mich auch die dokumentierten Aktivitiäten der Einheimischen und die Erhaltung der kulturellen Vielfalt. Auch der überraschende Artikel im Lonely Planet Ausgabe November 2014 hat mir sehr gut gefallen. Geniesst die Reise weiterhin!
Beste Grüsse René Mehmann/Papi

Sabine&Andy

2014-10-15 21:06:44

Hallo Marcel, Olga&Nikita

Lieben Dank für euren Kommentar. Es war wirklich ein Gaudi mit all dem Schlamm))
Ganz liebe Grüsse aus Utah
S&A

Sabine&Andy

2014-10-15 21:10:00

Hallo Simone

Ja, wir sind etwas in Verzug) Das freut uns, dass du mitdabei bist! So schade, habt ihr die Bären verpasst. Aber ihr habt da bestimmt auch Bären gesichtet.
Ganz liebe Grüsse
S&A

Sabine&Andy

2014-10-15 21:12:25

Lieber Papi,
Danke für deine Komplimente& dein Mitdabeisein. Wir freuen uns immer sehr über deine Worte.
Bis bald!
S&A


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